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Claudia Klages

Medaillen BTHVN 1-10: Folge 1

10 neue Kunstwerke zu Beethoven in kleinem Format

Zu Beethovens Ehren wurden nach seinem Tod über 460 Medaillen und Plaketten gestaltet – die größte Anzahl, die je einem Musiker gewidmet wurde. Anlässlich des 250. Geburtstages des Komponisten im Jahr 2020 schufen zehn Medailleurinnen und Medailleure jeweils eine neue Medaille oder Plakette auf den Komponisten. Dabei entstanden zehn spannende Arbeiten, die uns Person, Werk und Wirken Beethovens aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln nahebringen. Manfred van Rey, ehemaliger leitender Stadtarchivar von Bonn und Autor einer gerade erschienenen, umfassenden Publikation von Beethoven-Medaillen[1] war Initiator des Projektes BTHVN 1-10.

Eine für das Jubiläumsjahr konzipierte Ausstellung dieser Arbeiten im LVR-LandesMuseum Bonn musste coronabedingt leider abgesagt werden. Deshalb entstand die Idee, die zehn Arbeiten stattdessen virtuell, im Blog des LVR-LandesMuseums Bonn vorzustellen. Wir freuen uns und bedanken uns bei M. van Rey und vor allem den Künstlern, dass sie der Idee der Präsentation in diesem Format zugestimmt und sie vertrauensvoll unterstützt haben. Ergänzt wird die Vorstellung der Werke durch eine Kurzbiographie der Künstler/innen. Ein Verweis führt euch zudem an Orte in Bonn oder Umgebung, die – teils eher assoziativ – in inhaltlicher Beziehung zum Thema der jeweiligen Medaille stehen.

Medaillen und Plaketten: Was ist das überhaupt?

Medaillen und Plaketten, das sind Erinnerungsstücke, zwar oft münzähnlich, doch ohne die Funktion eines Zahlungsmittels. Es sind Objekte, die zu Ehren einer Person, eines Ereignisses, Bauwerkes oder ähnlichem gestaltet und wie kleine Kunstwerke betrachtet und gesammelt werden. Zumeist bestehen sie aus Bronze oder anderem Metall, aber es gibt auch solche aus Holz, Gips und anderen Materialien. Das gleiche gilt für Plaketten, eine Sonderform der Medaille, die häufig einseitig und eckig gestaltet sind.

Beethovens „Klangbild“

Die erste Medaille, die wir euch vorstellen möchten, wurde von Steffen Ahrens kreiert.

Steffen Ahrens setzt den frontal blickenden Kopf Beethovens fast bildfüllend auf die Vorderseite seiner Medaille. Sein Blick wirkt streng und konzentriert. Ebenso bildfüllend gestaltete Ahrens die Rückseite als ein kompaktes geometrisches Gebilde aus kugeligen Kreisen, Halbkreisen, Dreiecken und anderen Formen, die sich aus der Mitte strahlenförmig nach außen entwickeln, sich „aufzufalten“ scheinen. Ahrens nennt dieses Muster „gewissermaßen ein (…) „Klangbild“. Dieses Bild erinnert entfernt an chladnische Klangfiguren, die entstehen, wenn man eine dünne Metallplatte mit Sand bestreut und diese in Schwingung versetzt, indem man eine schwingende Stimmgabel daranhält oder sie mit einem Geigenbogen streicht. Sie sind benannt nach Ernst Florens Friedrich Chladni, der sie erstmals darstellte. Napoleon soll über ihn geäußert haben: „Dieser Mann lässt die Töne sehen“.

Große Medaille aus Bronze. Die Rückseite zeigt Kreise und sternenförmige Figuren, die ineinander greifen und die ganze Medaille ausfüllen
Medaille auf Beethoven (Rückseite), Steffen Ahrens, 2020, Bronze, Durchmesser 100mm; Foto: L. Kornblum, LVR-LandesMuseum Bonn.

Für das Porträt des Musikers und Komponisten orientierte Ahrens sich an der Beethovenbüste des Wiener Bildhauers und Zeitgenossen Beethovens, Franz Klein. Sie entstand im Jahr 1812, zeigt Beethoven also im Alter von 42 Jahren. Kleins Büste war die erste plastische Darstellung Beethovens überhaupt. Als Vorlage und um größtmögliche Lebensnähe zu erzielen, diente ihm eine Gesichtsmaske des Komponisten, die er Beethoven zuvor abgenommen hatte. Für das Modell, dessen Gesicht abgeformt wird, ist die Prozedur eher unangenehm. Zunächst deckt man die Augen ab, dann gießt man flüssigen Gips auf das Gesicht, wobei die Flüssigkeit nicht in Mund und Nase eindringen darf, damit der Abgeformte während des Vorgangs Luft bekommt. Beethoven war diese Prozedur so unangenehm, dass er zu ersticken fürchtete und den Vorgang zunächst abbrach. Die Abformung wurde später wiederholt. Man versteht sehr gut, wie es zu dem „angespannten“ Gesichtsausdruck Beethovens hierbei kam, der sich von da ab wie ein roter Faden durch seine Porträts zog und mit dazu beiträgt, dass wir uns den Komponisten heute mit einem eher mürrischen Charakter vorstellen.

Große Medaille aus Bronze. Sie zeigt das Gesicht von Ludwig van Beethoven.
Medaille auf Beethoven (Vorderseite), Steffen Ahrens, 2020, Bronze, Durchmesser 100mm; Foto: L. Kornblum, LVR-LandesMuseum Bonn.

Diese Medaille führt zu…

…der Schönheit der geometrischen Formen und der mathematischen Eleganz, die man auch im Arithmeum findet.

Steffen Ahrens

Das Bild zeigt den Künstler Steffan Ahrens beim Gießen eines Kunstwerks.
Der Künstler Steffen Ahrens bei der Arbeit; Foto: S. Ahrens

1962 wurde Steffen Ahrens in Rostock geboren. Nach einer Steinmetzlehre in der Denkmalpflege Magdeburg und ersten Erfahrungen mit dem Bronzeguss schloss er 1987 ein Studium an der Hochschule für Kunst und Design – Burg Giebichenstein Halle – als Meisterschüler bei Prof. B. Göbel an. Von 1996 erhielt den Förderpreis der deutschen Telekom Sachsen-Anhalt und wurde Leiter der Bronzegießerei und Assistent in der Bildhauerklasse in Burg Giebichenstein.

Seit 2002 lebt und arbeitet er als freiberuflicher Bildhauer und Bronzegießer in Rumpin. Werke von Steffen Ahrens befinden sich sowohl in Museen als auch im öffentlichen Raum.

BTHVN 1/10 – Die nächsten Medaillen

Im Abstand von vier Wochen stellen wir euch die Beethovenporträts folgender Medailleurinnen und Medailleure vor:


[Dr. Claudia Klages, Wiss. Referentin Numismatik, LVR-LandesMuseum Bonn]


Anmerkungen:
Das Titelbild des Buchs "Bonner Numismatische Studien, Band 3" zu Ludwig van Beethoven. Das Coverbild zeigt den Ausschnitt einer Medaille mit dem Gesicht Beethovens, das von einem Zweig bekrönt wird.
3. Band der Bonner Numismatischen Studien, der sich ganz Ludwig van Beethoven widmet und von Manfred van Rey erarbeitet wurde. Das LVR-LandesMuseum war in die Erstellung des Katalogs involviert. Gestaltung: J. Klein, Bonn-Bad Godesberg

[1] M. van Rey, Numismatische Gesellschaft Bonner Münzfreunde e.V., Hrsg., Bonner Numismatische Studien Band 3, Ludwig van Beethoven in Nummis, Bonn 2020. Das LVR-LandesMuseum Bonn war in die Erstellung des Kataloges involviert.