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Tag der Primel

Rechtzeitig zu den ersten warmen Frühlingstagen findet heute der in Großbritannien traditionsreiche Tag der Primel (19. April) statt. Begründet wurde dieser besondere Tag im Jahr 1881, am Todestag des erfolgreichen Schriftstellers und britischen Premierministers Benjamin Disraeli (1804-1881). Seine Lieblingsblume war die Primel, weshalb sein Grab mit deren zarten Blüten geschmückt wurde.

Johann Martin Metz, Blumenstrauß, 1762. Inv. 58.61, LVR-LandesMuseum Bonn. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Johann Martin Metz, Blumenstrauß, 1762. Inv. 58.61, LVR-LandesMuseum Bonn. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Die kleine Blume, welche man sonst eher aus dem eigenen Garten kennt, lässt sich auch bei uns in der Sammlung des LVR-LandesMuseums Bonn finden – zum Beispiel in dem Stillleben „Blumenstrauß“ von Johann Martin Metz aus dem Jahr 1762. Die Primel, im Volksmund auch Schlüsselblume genannt, steckt hier eingebettet in einem üppigen Blumenstrauß, der Lilien, Wicken, eine Rose und eine imposante Papageientulpe enthält. Obwohl die kleinste und vermeintlich unscheinbarste Blüte, ragt die weiß-violette Primel an langem Stängel aus dem Strauß heraus und begrüßt den Betrachter geradezu mit ihren Frühlingsfarben. Als eine der ersten Frühjahrsblumen – so besagt es auch ihr Name „Primula“ – „die Erste“ – ist sie ein Bote der Jahreszeit, in der alles erwacht, wächst und gedeiht. Bereits in der Antike war die Primel ein Symbol für Hoffnung und Jugend, das sich bis in unsere Zeit gehalten hat.

Der gebürtige Bonner Metz wurde im Dienst des Kölner Kurfürsten Clemens August bekannt und gilt heute als einer der bedeutendsten rheinischen Stilllebenmaler des 18. Jahrhunderts. Dabei war sein Ziel, wie auch bei zeitgenössischen niederländischen Künstlern, die Blumen und Früchte in ihrer ganzen Natürlichkeit abzubilden, und zugleich ein Kunstwerk zu schaffen. Diese Künstlichkeit zeigt sich im „Blumenstrauß“ besonders darin, dass die meisten der gemalten Blumen nicht zur selben Zeit blühen und somit niemals in dieser Konstellation zu sehen wären. Der gravierendste Unterschied liegt wohl zwischen der Primel, die im Frühjahr bis in den April hinein blüht, und dem Maiskolben vor der Vase, der im natürlichen Zustand erst im Spätsommer reif wird.

So wird der Betrachter auf versteckte Art und Weise mit Fülle und Verfall zugleich konfrontiert – meist wohl ohne es zu bemerken. Jetzt ist jedoch erst einmal die Zeit der Primel, die mit dem heutigen Frühlingstag geehrt wird.

[Julia Vreden]

 

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