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Klara Niemann

Bibliotheksbestand „Archiv Angela Neuke“

Quellen zur jüngeren Geschichte des deutschen Fotojournalismus einsehbar

Die Fotografin Angela Neuke wurde 1997 bei einem Flugzeugabsturz mitten aus dem Leben gerissen. Zeitnah wurde der Nachlass der 53-Jährigen damals an das LVR-LandesMuseum Bonn übergeben, verschwand jedoch vorerst im Depot und die Fotografin geriet nahezu in Vergessenheit. Das aktuelle Aufarbeitungsprojekt hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, dem entgegen zu wirken und die Bildjournalistin wieder sichtbar zu machen. Neben dem Informationsangebot in diesem Blog ist das Bereitstellen von Recherchematerial ein wichtiger Schritt. So können interessierte Laien, Studierende und Forschende Teile des Nachlasses fortan in der Bibliothek im LVR-LandesMuseum Bonn einsehen.

Zu Lebzeiten legte Angela Neuke selbst eine Art Arbeitsarchiv an, in dem sie vor allem ihre eigenen Veröffentlichungen mit Belegexemplaren nachhielt, aber auch ihre Lehre als Professorin für Bildjournalistik in Essen sowie Erfolge ihrer Studierenden dokumentierte. Bei den Objekten in der Bibliothek handelt es sich um Dubletten – mehrfach vorliegende Exemplare – aus dieser „Selbstarchivierung“, die im Zuge der Nachlasserschließung vom restlichen, in der Sammlung verwahrten Bestand getrennt wurden, um sie als Quellenmaterial sichtbar und zugänglich zu machen.

Im Online-Katalog lässt sich diese Objektgruppe nun unter dem Schlagwort „Archiv Angela Neuke“ durchsuchen. Darunter finden sich Ausstellungskataloge und Zeitschriftenexemplare unter anderem von der Illustrierten Quick, dem feministischen Magazin EMMA oder dem ZEITmagazin aus den 1960er bis 1980er Jahren, die nicht nur einen Eindruck von Neukes Wirken als Fotojournalistin geben, sondern im Spiegel der Publizistik auch den damaligen Zeitgeist vermitteln.

Auf einem Tisch liegen Kataloge und Zeitschriften, die aus dem Archivbestand zu Angela Neuke der Bibliothek des LVR-LandesMuseums stammen.
Zeitschriften und Kataloge aus dem Bestand „Archiv Angela Neuke“ in der Bibliothek.
© J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Zudem wurde ein von der Fotografin selbst erstelltes Findmittel digitalisiert und in den Bibliothekskatalog aufgenommen [Findordner Archiv Angela Neuke]. In einem Ordner katalogisierte Neuke ihr Schaffen systematisch in Listen, die neben den erwähnten Veröffentlichungen ihrer Fotografien auch Ausstellungsteilnahmen und insbesondere ihre Lehrtätigkeit in Essen nachhalten. Neben einer Aufzählung ihrer Studierenden sind hier Semesterinhalte und Gastvorträge von Persönlichkeiten aus der internationalen Fotografieszene dokumentiert. Wenngleich die Informationen für die 1990er Jahre nicht vollständig sind und teilweise handschriftlich nachgetragen wurden, stellt der Ordner weit mehr als ein Verzeichnis dar – er selbst fungiert als höchst informative und inhaltsreiche Quelle.

Auf einem Tisch liegt ein aufgeschlagener Ordner. Es ist ein getipptes Inhaltsverzeichnis abgeheftet, das die abgehefteten Listen kategorisiert. Auf einem davor gehefteten Blatt sind handschriftliche Notizen zur strukturierten Nutzung des Ordners niedergeschrieben.
Katalogisierter Ordner mit Listen und einem handschriftlichen Hinweis zur Ordnerstruktur. © LVR-LandesMuseum Bonn.

Zum Schutz personenbezogener Daten ist das Digitalisat zwar wie die Zeitschriften und Kataloge nur vor Ort einsehbar, wegen der Verknüpfung der Bibliotheksdaten mit dem Gemeinsamen Verbundkatalog (GVK) wird der Nachlass Neuke durch die Aufnahme in die Bibliothek aber überregional recherchierbar. Ebenso macht seit Kurzem auch die Seite der Fotosammlung des Landesmuseums im Archivportal des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen allgemein aufmerksam auf die hier befindlichen Nachlassbestände, die mit Schriftgut und Lebensdokumenten weit über fotografisches Material hinausgehen. Mit diesem Schritt wird erstmals überhaupt eine Öffentlichkeit für die Archivalien der Fotografischen Sammlung erzeugt.

[Klara Niemann, Forschungsvolontärin, LVR-LandesMuseum Bonn]

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