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Stephanie Müller

Fund des Monats März 2018

Üppige Tafelfreuden

Jeden Monat zeigen wir in Zusammenarbeit mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in einer Vitrine im Foyer unseres Museums einen besonderen Gegenstand – den Fund des Monats. Ob er nun aus einer aktuellen Grabung stammt, gerade frisch restauriert ist oder auch besonders schön und zu schade für das Depot, es gibt jedes Mal einen neuen Grund und die Vielseitigkeit der Archäologie wird sehr schön deutlich.

 

Inden-Pier gilt durch die zahlreich aufgefunden Matronensteine als ein bedeutendes Zentrum für diesen Kult während der ersten Jahrhunderte der römischen Herrschaft im Rheinland. Diese besondere Stellung wurde auch durch die Ausgrabung einer imposanten römischen Villa deutlich, deren Areal und Gebäudemaße weit über sonstige römischer Landgüter hinausging. Eindrucksvoll für den damaligen Besucher waren allein die 94 Meter breite Front des Hauptgebäudes sowie ein offenbar von Säulen umsäumter großer Platz im Rurtal. Der Ort behielt wohl bis zum Ende der Römerzeit seine Sonderstellung.

Dort sowie im unmittelbar benachbarten Inden-Vilvenich gelang es, im Vorfeld des Braunkohlentagebaus zwei für das ländliche Rheinland seltene vollständige Gräberfelder aus der Spätantike auszugraben. Sie erstreckten sich wohl entlang eines Weges und umfassten 40 bzw. 26, teilweise beraubte Bestattungen. Die Verstorbenen hatte man teils in über zwei Meter tiefen Gräbern in Särgen beigesetzt. Neben wenigen Trachtbestandteilen blieben auch mit Eisennägeln beschlagene Schuhe erhalten. Umfangreiche Geschirrsätze aus Keramik- und kostbaren Glasgefäßen sollten im Jenseits für üppige Tafelfreuden dienen. Sie lagen geschützt in bis zu vier Beigabennischen, die seitlich in die Grabwände eingetieft waren.

Die kleine Auswahl an Glasgefäßen, die im Monat März 2018 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn präsentiert wird, zeugt von der hohen Kunstfertigkeit der römischen Glasbläser, insbesondere der Faltenbecher mit feiner Fadenverzierung sowie der filigran gearbeitete Krug. Äußerster Beliebtheit erfreuten sich halbkugelige, aber auch konische Becher im 4. Jahrhundert. Besonders erwähnenswert ist eine selten nachgewiesene Schalenform mit Rippenzier, die bereits in die 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts zu datieren ist.

Anders als die meisten Beigaben lagen flache Glasschalen häufig einzeln auf der Brust der beigesetzten Person, so auch das mit sternförmigem Motiv verzierte Beispiel (Bild). Durch einen typischen Einschluss verrät es, dass es in einer vor wenigen Jahren im Bereich des heutigen Hambacher Forstes ausgegrabenen römischen Glashütte produziert worden war.

Die Glasbeigaben werden im Monat März 2018 im Foyer des LVR-LandesMuseums Bonn ausgestellt.

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