Kategorien
Claudia Klages

Medaillen BTHV 1 – 10: Folge 7

Zehn neue Kunstwerke zu Beethoven im kleinen Format

Zu Beethovens Ehren wurden nach seinem Tod über 460 Medaillen und Plaketten gestaltet – die größte Anzahl, die je einem Musiker gewidmet wurde. Anlässlich des 250. Geburtstages des Komponisten im Jahr 2020 schufen zehn Medailleurinnen und Medailleure jeweils eine neue Medaille oder Plakette auf den Komponisten. Dabei entstanden zehn spannende Arbeiten, die uns Person, Werk und Wirken Beethovens aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln nahebringen.

Im Hintergrund sind Notenblätter zu sehen. Links ist das Profil von Beethoven zu erkennen. Vor den Noten erscheint das Lautsprecherroh eines alten Plattenspielers.
Beethoven-Medaille „Von Bonn in die Welt“. Agatha Kill (2019), Messing, Dm. 158 mm. Foto: L. Kornblum, LVR-LandesMuseum Bonn.

Von Bonn ins Universum

Was haben Beethoven, Chuck Berry und Aserbaidschanische Sackpfeifer gemeinsam? Klänge der Musiker und Komponisten gehören zu den 27 ausgewählten Musikstücken und anderen Geräuschen, die auf die GOLDEN VOYAGER RECORD gepresst wurden und seit 1977 als Zeugnisse menschlicher sowie nicht von Menschen hervorgerufener Klanggeräusche an Bord der interstellaren Raumsonden Voyager 1 und 2 (die als Botschaft an Außerirdische gedacht waren) durch das Weltall segeln. Auch zwei Werke Beethovens befinden sich darunter, Auszüge aus seiner 5. Sinfonie und dem Streichquartett Nr. 13.

Diese besondere Würdigung der Musik Beethovens ist ein wesentlicher inhaltlicher Aspekt der formal und inhaltlich vielschichtigen Medaille auf Ludwig van Beethoven von Agatha Kill. Sie verbindet Vorder- und Rückseite eng miteinander. Die Rückseite ist komplett wie eine Schallplatte gebildet: mit einem zentralen Loch (eigentlich eine Vertiefung), hochpolierter Mittelfläche und konzentrisch angeordneten, feinen Tonspuren. Sie steht für die GOLDEN VOYAGER RECORD. Im Innenrund und Raum zwischen erster und zweiter Rille erscheinen zwei auch auf dem Original eingravierte Inschriften: TO THE MAKERS OF MUSIK – ALL WORLDS – ALL TIMES sowie THE SOUNDS OF EARTH. Hier ergänzte die in Bonn geborene Künstlerin ihr Signet AK.

Die Medaille ist wie eine Schallplatte bearbeitet. In der Mitte - wo bei einer Schallplatte der Aufkleber mit den Infos ist - steht "The Sound of Earth"
Rückseite der Beethoven-Medaille „Von Bonn in die Welt“. Agatha Kill (2019), Messing, Dm. 158 mm. Foto: L. Kornblum, LVR-LandesMuseum Bonn.

Die Vorderseite füllt fast komplett ein Notenauszug aus der 6 Minuten und 37 Sekunden andauernden Aufnahme des 5. Satzes von Beethovens Streichquartett. Am linken Medaillenrand ließ Agatha Kill Platz für das angeschnittene Profil des Komponisten, den sie mit ernstem Ausdruck und weit geöffneten Augen darstellt. Drittes Hauptelement der Darstellung ist das mit einem Bügel zur Befestigung am Kopf versehene Hörrohr, das auf dem Notenblatt zu liegen scheint. In seinem Bügel ist der Schriftzug VON BONN IN DIE WELT – MIT VOYAGER INS UNIVERSUM eingraviert, oben schließen der Name und die Lebensdaten Beethovens die Darstellung ab. Beethovens Hörprobleme begannen schon, bevor er dreißig Jahre alt war und führten zu fast völliger Taubheit im Alter. Deshalb ließ er sich von dem Wiener Mechaniker und Erfinder Johann Nepomuk Mälzel mehrere unterschiedlich geformte Hörrohre konstruieren. Dieses entstand 1813 und befindet sich heute im Beethovenhaus Bonn.

In ihrer Arbeit führt Agatha Kill uns nicht allein den Komponisten Beethoven und seinen für die interstellare Ewigkeit gedachten postumen Ruhm vor Augen, sondern zeigt ihn auch als Mensch, seine Taubheit, somit einen Aspekt seines und unseres physischen Daseins, das Gebrechlichkeit und Endlichkeit stets einschließt.

Englischsprachiges Video der Vereinten Nationen zur Bedeutung der Voyger Golden Record. Video: United Nations.

Agatha Kill

Porträtfoto einer blonden Frau, die lächelt und nach rechts schaut.
Agatha Kill. Foto: Agatha Kill.

1948 in Bonn geboren, studierte sie von 1970-1977 Bildhauerei und Edelmetall- und Schmuckgestaltung bei Prof. Hans Karl Burgeff und Marianne von Jàrmy an den Kölner Werkschulen/Fachhochschule. Seitdem arbeitet sie als freischaffende bildende Künstlerin. Sie nimmt regelmäßig mit großem Erfolg an Wettbewerben zur Gestaltung von Sondermünzen der Bundesrepublik Deutschland teil und belegte hierbei mehrfach den ersten Platz. Viele Leute kennen also bereits eine ihrer Arbeiten, ohne jedoch zu wissen, dass Agatha Kill sie schuf.

BTHVN 5/10 – Die nächsten Medaillen

Im Abstand von vier Wochen stellen wir euch die Beethovenporträts folgender Medailleurinnen und Medailleure vor:

Noch ein Hinweis!

Alle Medaillen und Plaketten sind aktuell im Beethoven-Haus Bonn in einer Ausstellung zu sehen!

Mehr Informationen gibt es hier.


[Dr. Claudia Klages, Wiss. Referentin Numismatik, LVR-LandesMuseum Bonn]

Anmerkung

Manfred van Rey, ehemaliger leitender Stadtarchivar von Bonn und Autor einer gerade erschienenen, umfassenden Publikation von Beethoven-Medaillen war Initiator des Projektes BTHVN 1-10.

Diese Publikation über Medaillen zu Ludwig van Beethoven wurde von Manfred van Rey erarbeitet: M. van Rey, Numismatische Gesellschaft Bonner Münzfreunde e.V., Hrsg., Bonner Numismatische Studien Band 3, Ludwig van Beethoven in Nummis, Bonn 2020.

Das LVR-LandesMuseum Bonn war in die Erstellung des Kataloges involviert.