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Fund des Monats September 2021

Jeden Monat zeigen wir in Zusammenarbeit mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland den Fund des Monats. Ob er nun aus einer aktuellen Grabung stammt, gerade frisch restauriert ist oder auch besonders schön und zu schade für das Depot, es gibt jedes Mal einen neuen Grund und die Vielseitigkeit der Archäologie wird sehr schön deutlich.

Reich ausgestattet fürs Jenseits

Bei Ausschachtungsarbeiten in der Nähe von Selfkant-Tüddern, die archäologisch begleitet wurden, ist am Rande einer ländlichen Straßensiedlung (vicus) aus römischer Zeit ein Brandgräberfeld entdeckt worden. Es erstreckt sich zu beiden Seiten einer Richtung Norden verlaufenden römischen Straße. Ein Brandgrab aus dem 1. Viertel des 3. Jahrhunderts lag direkt östlich der Straße. Die sterblichen Überreste eines Mannes, die nach der Verbrennung des Verstorbenen aus den Rückständen des Scheiterhaufens ausgelesen worden waren (der sogenannte Leichenbrand), fanden sich konzentriert in der Westhälfte der rechteckigen, 1,60 x 0,70 m großen Grabgrube.

Fund des Monats September: Auswahl der Beigaben aus einem Frauengrab des 3. Jahrhunderts aus Tüddern: Reste eines Holzkästchens mit Glasfläschchen und Schneidegerät mit tiergestaltigem Griff sowie gläsernem Rührstab. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Fund des Monats September: Auswahl der Beigaben aus einem Frauengrab des 3. Jahrhunderts aus Tüddern: Reste eines Holzkästchens mit Glasfläschchen und Schneidegerät mit tiergestaltigem Griff sowie gläsernem Rührstab. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Für die Reise ins Jenseits hatten die Angehörigen eine Münze des Kaisers Marc Aurel (161–180 n. Chr.) beigegeben und um den Leichenbrand sechs Glasgefäße deponiert, darunter Flaschen und Teller. Vier weitere standen in der Osthälfte des Grabes, darunter ein formgeblasener Krug mit muschelförmig gestaltetem Körper. Außerdem waren hier 15 – teils aufeinandergestapelte – Keramikgefäße niedergelegt worden, darunter Teller, Schüsseln, Schalen, Krüge und Becher. Ein Glanztonbecher trägt die Aufschrift „VIVAS“.

In der Nordwestecke des Grabes fand sich ein Ensemble aus mehrheitlich kleinen kugeligen und röhrenförmigen Glasfläschchen, sog. Unguentarien. In diesen Gefäßen wurden Öle, Salben oder spezielle Flüssigkeiten z. B. zu medizinischen, kosmetischen oder rituellen Zwecken aufbewahrt. Vier dieser Fläschchen lagen zusammen mit einer Haarnadelbüchse und einem Schneidegerät mit eingeklappter Eisenklinge und Bronzegriff in Form eines Tieres in den Resten eines Kästchens aus Lindenholz. Ein 24 cm langer Glasstab zum Anrühren von Flüssigkeiten war schräg unter das Kästchen geschoben worden.

Außerdem fand sich noch etwas: eine jungsteinzeitliche Beilklinge aus Jadeitit. Diese bereits zur Römerzeit über 4000 Jahre alte Antiquität ist wirklich eine ungewöhnliche Grabbeigabe!

Der Fund des Monats ist im Foyer des LVR-LandesMuseum Bonn ausgestellt.

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