Zu Ehren von Beethovens 250. Geburtstag in diesem Jahr und damit du auch Zuhause ganz viel über Musik erfahren kannst, stellen wir dir heute alles rund ums Komponieren vor.
Was macht ein*e Komponist*in?
Das Wort Komponieren kommt aus dem lateinischen und heißt “zusammensetzen”. Ein*e Komponist*in setzt also Klänge und Töne zusammen, sodass daraus ein Musikstück entsteht. Man kann auch Tonsetzer*in oder Tondichter*in sagen. Sie erschaffen neue Musik – oft kommen die Ideen dazu aus Geschichten, Bildern, der Natur oder einfach aus Gefühlen heraus: Freude, Glück, aber auch Angst oder Sorge.
Seit wann gibt es Komponist*innen? Wie wurde Musik aufgeschrieben?
Das ist ein Bild von der Tontafel mit der Hymne an die Göttin Nikkal. Die Hymne ist in Keilschrift geschrieben. Bild: Unknown, „Hurritische hymne“, Details auf Wikimedia Commons.
Das älteste Musikstück, wurde vor über 3000 Jahren aufgeschrieben. Es wurde in Syrien gefunden. Auf einer Tontafel steht eine Hymne an die Göttin Nikkal, die Göttin der Obstgärten. Die Hymne ist in Keilschrift geschrieben.
Hier kannst du dir die Hymne anhören, wie sie geklungen haben könnte.
Schreibe Töne auf eine Tontafel
Wie ist es, auf einer Tontafel zu schreiben? Das kannst du mit Ton oder auch Knete und einem Holzstift selbst ausprobieren. Rolle dafür den Ton oder die Knete aus und drücke mit der Spitze von einem Holzstift leicht hinein. Schreibe so zum Beispiel deine eigenen Musik-Zeichen auf: Striche für lange Töne, Punkte für kurze Töne. Wenn du magst, klatsche mit den Händen deine Musik-Zeichen nach.
Wenn du dir das Bild oben anschaust, sieht es gar nicht wie die Noten, die wir heute kennen aus. Das liegt daran, dass Noten, wie wir sie kennen und mit denen Komponist*innen bis heute ihre Musik aufschreiben, erst viel später entstanden sind. Der italienische Mönch Guido von Arezzo hat vor rund 1000 Jahren die Grundlage für unsere heutigen Noten entwickelt. Also die Kreise auf den fünf Linien. Vorher gab es bereits zwei Notenlinien, an denen die Musiker*innen und Sänger*innen die Töne ungefähr ablesen konnten. Guido von Arezzo hat noch weitere Notenlinien dazu erfunden und einen Notenschlüssel an den Anfang gestellt. Der Notenschlüssel bestimmt, in welcher Höhe die Töne auf den Linien klingen sollen. So konnten die Sänger*innen viel leichter lernen, die Stücke zu singen. Vorher mussten die Sänger*innen alle Melodien auswendig lernen. Das dauerte oft sehr lange.

Auf dem Bild oben links siehst du ein Notenblatt, so wie es von Guido von Arezzo geschrieben worden sein könnte. Rechts daneben ist die Melodie so geschrieben, wie wir sie heute in Noten schreiben würden. Fallen dir die Ähnlichkeiten und Unterschiede auf? Die Noten waren damals noch eckig und nicht rund, später kam noch eine fünfte Notenlinie hinzu. Auch der Notenschlüssel hat sich in seiner Form verändert. Rechts siehst du einen Violinschlüssel für hohe Töne. Er umkreist die zweite Linie von unten. Da liegt der Ton g, deshalb heißt er auch G-Schlüssel.
Wer sich aber genau die ersten Melodien ausgedacht hat, die zu der Zeit von Guido von Arezzo aufgeschrieben wurden, kann man nicht genau sagen. Bekannte Komponist*innen, die wir auch noch heute mit Namen kennen, gab es erst rund 400 Jahre später, ab dem 15. Jahrhundert.
Wie lebten Komponist*innen früher?
Viele Komponist*innen schrieben ihre musikalischen Ideen für die Kirche. Sie waren oftmals selbst Mönche oder Nonnen. Sie arbeiteten also im Auftrag der Kirche und konnten so von der Musik, die sie komponierten, leben. Andere Komponist*innen arbeiteten für Kaiser*innen, König*innen und Fürstenfamilien, die die Musik unterstützten und ihren Reichtum damit zeigen wollten. Daraus entwickelte sich ab dem 16. Jahrhundert der Beruf des Hofkomponisten. Das waren damals eigentlich nur Männer. Hofkomponisten hatten verschiedene Aufgaben: Sie leiteten oft das Hoforchester, waren Musiklehrer für die Kinder der Fürstenfamilien und sie schrieben Musikstücke für besondere Anlässe – vor allem für rauschende Feste. Viele Hofkomponisten gingen aber auch auf Reisen, um Konzerte zu geben. Die Arbeit als Hofkomponist war sehr begehrt, weil man so genug Geld zum Leben verdiente. Außerdem brachte es viel Ruhm mit sich, Hofkomponist zu sein. Manche Hofkomponisten wurden wie richtige Superstars gefeiert.
Hier kannst du die Geschichte vom Hofkomponisten des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. hören:

Ein sehr bekannter Komponist war Ludwig van Beethoven. Er wurde vor 250 Jahren in Bonn geboren. Zur Feier seines Geburtstages waren in Bonn und ganz Deutschland viele Konzerte und Ausstellungen geplant. Die meisten Veranstaltungen sind jetzt auf den Herbst und auf das nächste Jahr verschoben. Beethoven war ein freier Komponist. Das bedeutet, dass er kein Hofkomponist war, sondern von reichen Menschen unterstützt wurde. Das war natürlich nicht ganz einfach für ihn, so immer genug Geld zum Leben zu verdienen. Er liebte die Natur und fand in der Natur viele Ideen für neue Musikstücke. Viele seiner Stücke tragen auch Titel, die etwas mit der Natur zu tun haben. Wie zum Beispiel die sechste Sinfonie, auch „Pastorale“ genannt, ein Stück für Orchester. Es besteht aus fünf Teilen, die „Satz“ genannt werden und Titel tragen wie „Szene am Bach“, “Lustiges Zusammensein der Landleute” oder „Gewitter, Sturm“. Beethoven hörte im Laufe seines Lebens leider immer schlechter, dennoch schrieb er Musikstücke, die heute noch sehr bekannt und beliebt sind.
Das Beethoven Orchester Bonn hat vor Kurzem eine ganz besondere Aufnahme von einem Teil der Pastorale gemacht. Schau mal rein:
Alles über Beethoven, sein Leben, seine Musik kannst du hier in Beethovens Komponier-Stube entdecken. Es lohnt sich reinzuschauen:
Und im Beethoven-Quiz kannst du gleich dein neues Wissen testen:
https://www.goethe.de/prj/ger/de/index.html
Nicht nur Beethoven, auch andere Komponist*innen finden ihre Ideen zu neuer Musik in der Natur und in anderen Künsten oder Gedichten. Viele Komponist*innen malen mit Tönen – das nennt sich auch Tonmalerei. “Wumm, Bumm, Kuckuck und Kikeriki”: So wie Laute unserer Sprache mit Lautmalerei nachgestellt werden, so werden bei der Tonmalerei in der Musik Geräusche mit Tönen nachgemacht. Besonders gut kann man das Donnergrollen in der Pastorale von Beethoven hören.
Tonmalerei kannst du auch!
Und zwar so: Mache dir deine Lieblingsmusik an, ein langsames oder ein schnelles Lied, schnappe dir Papier, Pinsel und Farben und lege los. Wie sieht deine Lieblingsmusik als Bild aus? Welche Farbe hat sie? Welche Form? Vielleicht rund? Oder eher eckig, wellig, zackig, gepunktet?
Musik und Kunst beeinflussen sich oft gegenseitig. Man sagt der der Künstler Wassily Kandinsky konnte Farben hören.
Wie klingt dein Bild? Hier kannst du wie Kandinksy malen und die Töne gleich dazu anhören:
https://musiclab.chromeexperiments.com/Kandinsky/
Wie arbeiten Komponist*innen heute?
Auch heute gibt es viele Komponist*innen. Man kann Komposition an einer Musikhochschule studieren. Da lernt man alles Wichtige rund ums Komponieren: Das Gehör wird geschult, man lernt Tonsatz, Musiktheorie – und vieles, vieles mehr. Komponist*innen brauchen viele Fähigkeiten, nicht zuletzt sollten sie neben sehr viel Kreativität sogar gut in Mathe sein. Denn Notenschreiben kann manchmal so kniffelig wie eine Matheaufgabe sein, damit alles zueinander passt.
Musik ist überall, und so vielfältig sind auch die Berufsbilder der Komponist*innen heute: Sie arbeiten an Theatern und Opern und lehren an Hochschulen. Die wenigsten Komponist*innen wählen diesen Beruf, weil sie reich und berühmt werden möchten. Die allermeisten haben einfach ganz viel Musik im Kopf, die darauf wartet, aufgeschrieben zu werden. Viele Komponist*innen schreiben auch Musik für Werbung oder für Computerspiele. Auch ein Film ist ohne Musik kaum denkbar. Filmmusik verbindet Bilder mit Tönen und verstärkt so die Wirkung der Handlung eines Films.
Bei der Leitmotiv-Technik wird eine Figur mit einer bestimmten Melodie verbunden. Die Melodie wird immer dann gespielt, wenn die Figur erscheint. Ein Beispiel dafür ist Darth Vader bei Star Wars. Immer wenn er erscheint, wird der Imperial March gespielt. Und der oder die Zuschauer*in weiß sofort Bescheid, was passiert.
Beim Underscoring werden Geräusche, Orte oder Bewegungen musikalisch untermalt. So kann das Tempo, zum Beispiel bei einer Verfolgungsjagd, oder die Stimmung einer Szene verstärkt werden. Das früheste Beispiel hierfür ist vom Filmkomponisten Max Steiner aus dem Jahr 1933 im ersten King Kong Film.
Das Mickey Mousing ist eine extreme Form des Underscoring. Diese Technik wird oft in Zeichentrickfilmen angewendet. Eine Handlung wird lautmalerisch begleitet. Am besten sieht man das an den hohen und schnell gespielten Klaviertönen von Tom und Jerry.
Bei der On Screen-Technik ist die Musik Teil der Handlung des Films selbst und ist direkt mit eingebaut. Dies sieht und hört man zum Beispiel in Tanzfilmen wie “Dirty Dancing” oder im “König der Löwen”.
Bei der Mood-Technik wird erst durch die Musik eine bestimmte Stimmung der Szene hervorgerufen. So kann durch den Einsatz bestimmter Instrumente, des Tempos und der Lautstärke die Wirkung einer Filmszene gezielt beeinflusst werden. Das kann man zum Beispiel bei der Telefon-Szene im Film “Die fabelhafte Welt der Amelie” bemerken. Schau dir die Szene einmal ohne und dann mit Ton an, es macht einen großen Unterschied.
Erkennst du die Lieder aus verschiedenen Filmen? Hier gibt es ein Quiz:
https://www.wisst-ihr-noch.de/quiz/erkennst-du-die-filme-anhand-ihrer-soundtracks-31906/
Wir wünschen dir einen tollen Tag als Komponist*in
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Den gesamten Tag findet ihr auch hier als Ein Tag als Komponist*in
Eine Antwort auf „Was macht eigentlich ein*e…Komponist*in? [Museum für Zuhause]“
[…] „Was macht eigentlich ein*e…Komponist*in? [Museum für Zuhause]“ – LVR Landesmuseum Bonn (10. Juni 2020) […]
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