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LVR-LandesMuseum Bonn

Ein Tag im Farbrausch [Museum für Zuhause]

Das LVR-LandesMuseum Bonn präsentiert: Ein Tag im Farbrausch – die Kunst des 20. Jahrhunderts Teil 1

Der Zeitabschnitt von 1900 bis 1945 wird in der Kunstgeschichte als Moderne bezeichnet. Die Kunstgeschichte ist die Wissenschaft, die sich mit der Entwicklung der Kunst von der Antike bis heute beschäftigt. Die Kunstgeschichte betrachtet die Funktion der Kunst in unserer Gesellschaft. Sie untersucht und beschreibt die Art und Weise, wie sich die Kunst verändert und welche Künstler*innen es gibt.

In unseren Beiträgen hast du ja bereits erfahren, dass die Geschichte in verschiedene Abschnitte unterteilt ist. Diese Abschnitte nennt man Epochen. Auch die Geschichte der Kunst ist in verschiedene Epochen unterteilt. Kennengelernt hast du zum Beispiel schon den Barock mit seinen prunkvollen Schlössern, Gärten und Gemälden. In der Kunst haben sich Künstler*innen schon immer in Gruppen zusammengetan. Sie haben diskutiert und verschiedene Sachen ausprobiert. Sie hatten auch immer Kontakt zu wichtigen Leuten der Kirche und der Politik. Oder zu einflussreichen und reichen Leuten. Von diesen Leuten wurden Künstler*innen unterstützt, aber sie gaben auch vor, was gemalt werden sollte.

Im Laufe der Geschichte erweiterten sich Handels- und Reisewege. Damit konnten sich auch die Künstler*innen leichter über Grenzen hinweg austauschen. Je mehr Kunstakademien entstanden sind, desto mehr Leute konnten sich zu Künstlern ausbilden lassen. Je mehr Rechte Frauen bekommen haben, desto mehr haben sich dafür entschieden Künstlerinnen zu werden. Gerade in der Zeit von 1900 bis 1945 passierten viele verschiedene neue Dinge in der Kunst. Daher wird dieser Zeitabschnitt als Moderne bezeichnet. Das waren keine Veränderungen von heute auf Morgen. Der Begriff Moderne ist jedoch keine Epoche, wie etwa der Barock, bei dem alle Kunst im gleichen Stil gemacht wird. Er fasst die künstlerischen Neuerungen und die Vielfalt der Kunstrichtungen zu dieser Zeit zusammen. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Expressionismus
  • Kubismus
  • Futurismus
  • Konstruktivismus
  • Dadaismus
  • Surrealismus
  • die Neue Sachlichkeit

Anschauen: Hier haben wir dir einige Videos zusammengestellt. Diekannstdu dir anschauen, wenn dich andere Kunstrichtungen oder Künstler aus der Zeit interessieren.

https://kinder.wdr.de/tv/neuneinhalb/sendungen/rueckschau/2016/sendung-verkleckst-und-zugeschmiert100.html


Andreas Achenbach: Ein stürmischer Tag. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Andreas Achenbach: Ein stürmischer Tag. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

In der Sammlung des LVR-LandesMuseums Bonn haben wir viele verschiedene Kunstwerke. Kunstwerke aus verschiedenen Epochen, aus verschiedenen Kunstrichtungen und von verschiedenen Künstlern. Das ist ganz schön viel. Daher möchten wir dir in diesem Beitrag einen besonderen Künstler und zwei besondere Kunststile vorstellen: den Expressionismus und die Neue Sachlichkeit, mit dem Maler Leo Breuer.

Der Expressionismus

Bäume sind grün. Himmel und Wasser sind blau. Dächer sind rot und Sonnenblumen und Kornfelder gelb. Seit Jahrhunderten haben Maler*innen die Farben so gemalt, wie wir sie kennen und sehen. Natürlich ist das Meer bei Sturm auch schon mal grau statt blau. Und in manchen Gemälden sehen wir das so. Oder der Himmel ist bei Sonnenuntergang ein bisschen rot. Aber blaue Bäume und gelbes Meer, grüne Pferde oder rotes Gras?

Am Anfang des 20. Jahrhunderts haben sich viele Maler*innen Gedanken darüber gemacht, was Farben bedeuten. Sie fragten sich, was wir uns bei bestimmten Farben denken und was man mit verschiedenen Farben ausdrücken kann.

Hast du zum Beispiel schon mal bemerkt, dass dir Dinge, die rot sind, besonders schnell auffallen? Was rot ist, das bemerken wir sofort. Deshalb sind Feuerlöscher rot und viele Verkehrsschilder, die vor etwas warnen, sind auch rot. Auch in der Werbung weiß man, dass Rot besonders auffällig ist und deshalb sind viele Plakate rot. 

Und stell dir vor, du würdest einen Comic malen mit zwei sich streitenden Menschen. Welche Farben würdest du nutzen? Vielleicht knallgrün und knallorange? Farben die so gegensätzlich sind, wie grün und orange, stellen sicher gut einen Streit dar.

Wenn umgekehrt mehrere Dinge in einem Bild oder einem Muster die gleiche oder eine ganz ähnliche Farbe haben, zum Beispiel hellblau, mittelblau und dunkelblau, hat man das Gefühl, als würden sie zusammengehören.

Wenn man ein Bild betrachtet, das ganz viele dunkle Farben hat, dunkelgrün und dunkelblau sowie grau und schwarz und braun, dann denkt man leicht: da ist Nacht. Oder aber da passiert etwas Trauriges. Oder etwas Geheimnisvolles. Wenn ein Bild aber ganz viele helle leuchtende Farben hat, himmelblau und sonnengelb, orange und rot und leuchtendes Grün, dann denkt man an Sommer und Licht. Dann stellt man sich vor, dass da sicher etwas Fröhliches passiert oder etwas, bei dem man gerne zuschauen möchte.

Die Maler*innen, die sich am Anfang des 20. Jahrhunderts mit Farben beschäftigt haben, haben sich ganz viele solche Fragen gestellt. Sie haben sich überlegt, ob sie mit einer bestimmten Farbe etwas Bestimmtes sagen oder ausdrücken können. Sie wollten ausprobieren, welche Farbkombinationen welche Stimmungen und Gedanken erzeugen. Sie malten gelbe Kühe und rote Schiffe auf grünen Flüssen. Die Berge waren nicht aus grauem Stein sondern aus roter und orangener Farbe. Und manchmal hatten Menschen lila-farbene Haare. Diese Maler*innen wollten zeigen, wie man mit Farben Erlebnisse, Gefühle und Stimmungen, Symbole und Signale ausdrücken kann.

Diese Art zu Malen nannte man bald Expressionismus und die Maler*innen Expressionisten. Und auch hier im Rheinland gab es viele Expressionisten.

Das Bild die „Roten Segel“ hat Paul Adolf Seehaus gemalt. Foto: A. Käss, LVR-LandesMuseum Bonn.
Das Bild die „Roten Segel“ hat Paul Adolf Seehaus gemalt. Foto: A. Käss, LVR-LandesMuseum Bonn.

Schaut euch zum Beispiel mal die „Roten Segel“ von dem Maler Paul Adolf Seehaus an. Vielleicht habt ihr Lust, mit dem Bild „Rote Segel“ selbst mal auszuprobieren, wie sich die Wirkung des Bildes verändert, wenn sich die Farben im Bild ändern.


Mitmachen: Hier haben wir eine Vorlage der „Roten Segel“ für dich.

Hier gibt die die Vorlage zum Download

Male es mit anderen Farben aus und schau was passiert. Wie es dir dann gefällt. Vielleicht fallen die Segel plötzlich gar nicht mehr so auf. Vielleicht ändert sich auch die Jahreszeit, je nachdem welche Farben du nimmst. Vielleicht bekommst du bei einer Farbe plötzlich Lust auf eines der Boote zu steigen und bei einer anderen sehen die Boote vielleicht gefährlich aus? Was meinst du?


Wenn du noch mehr über den Expressionismus lernen willst, dann haben wir hier ein Video für dich:


Leo Breuer

Leo Breuer war ein Maler aus Bonn. Er wurde 1893 in Bonn geboren und ist 1973 gestorben. Nach seinem Tod hat er viele seiner Bilder dem LVR-LandesMuseum geschenkt. Daher kannst du dir viele seiner Bilder hier anschauen, wenn das Museum wieder geöffnet ist.

Leo Breuer ist im Stadtteil Endenich aufgewachsen. Nach der Schule hat er erst mal eine Ausbildung zum Kauf­mann und Zeichner gemacht. Bevor Leo anschließend an der Kunstgewerbeschule in Köln und an der Kunstakademie in Koblenz studierte. Er sollte einen richtigen Beruf lernen, mit dem man auch Geld verdienen kann, das man ja zum Leben braucht. Denn selbst, wenn Künstler*innen erfolgreich an einer Kunstakademie studiert haben, bedeutet das nicht, dass sie mit ihrer Kunst auch Geld verdienen können.

Im Ersten Weltkrieg musste Leo Breuer wie viele Männer auch Militärdienst leisten. Er kam in Russland in Gefangenschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er als Künstler in Bonn und Berlin. Er wurde Mitglied in verschiedenen Künstlergruppen und hatte viele Ausstellungen. Bis der Zweite Weltkrieg kam.

Leo Breuers frühe Kunstwerke waren sehr ausdrucksvoll. Er setzte Farbe, Linien und Formen ein, um seine Umwelt und die Menschen darin so darzustellen, wie sie wirklich sind. Er wollte den Eindruck, den er in seinem Bild festhält, weder verändern noch verschönern. Er malte verschiedene Menschen. Menschen aus seiner Familie, Freunde und verschiedene andere Menschen wie Arbeiter*innen.

Hier siehst du ein Bild von Leo Breuer. Das Bild heißt „Der Kohlenmann“ und ist von 1931. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.
Hier siehst du ein Bild von Leo Breuer. Das Bild heißt „Der Kohlenmann“ und ist von 1931. Foto: J. Vogel, LVR-LandesMuseum Bonn.

Hier siehst du ein Bild von Leo Breuer, das er 1931 gemalt hat. Es heißt „Der Kohlenmann“. Darauf ist ein Arbeiter zu sehen, der Kohle ausliefert.

Der Kohleträger geht gebückt, da die Kohle, die er auf seinem Rücken trägt sehr schwer ist. Über zwei dünne Seile, die auf den Schultern des Mannes lasten, hält er ohne Handschuhe das schwere Gewicht. Der Mann sieht müde aus. Sein Gesichtsausdruck ist angestrengt und er hat viele tiefe Falten. Die Kleidung, die der Kohlenmann trägt, ist grau und schmutzig, wie die Arbeit, die er macht.

Schau dir die Farben an: Grau, Braun, Schwarz. Sie sind dunkel und eintönig, wie das schwere Leben dieses Mannes. Fällt dir auf, wenn du genau hinschaust, dass Leo Breuer den Mann, seine Kleidung, die Dinge und Gebäude in dem Bild in ähnlichen Farben gemalt hat? Dadurch wirkt das Bild sehr dunkel und düster. Die dunklen Farben beeinflussen aber auch die Stimmung der Betrachter*innen. Glücklich kann man nicht sein, wenn man das Bild anschaut. Man kann sich gut vorstellen, wie schwer es der Kohleträger hat und dass er nicht glücklich ist.

Das Bild ist 1,50 m groß. Das ist ganz schön groß für ein Gemälde. Und wenn du direkt davor stehst, hast du wegen der dunklen Farben und der traurigen Stimmung im Bild das Gefühl, dass es richtig schwer ist. Das Motiv des Arbeiters und die Art wie Leo Breuer die Farben einsetzte, ordnen das Bild dem Kunststil „Neue Sachlichkeit“ zu.


Male dein eigenes Porträt

Nun hast du einige Bilder von Leo Breuer gesehen und gelesen, wie er die Farben in seinen Bildern einsetzt. Vielleicht hast du auch Lust bekommen, ein Porträt zu malen. Vielleicht von deinen Geschwistern? Oder deinen Eltern? Wir zeigen dir hier, dass es nicht schwer ist.

Fotos Porträt: A. Fuhrmann, LVR-LandesMuseum Bonn.

Oder hast du wie Leo Breuer Lust einen Beruf zu Malen z.B. Polizisten, Ärzte, Lehrer*innen, Bäcker*innen? Vielleicht deinen Berufswunsch?

  • ein Blatt Papier
  • einen Bleistift, nicht zu hart
  • ein Radiergummi
  • einen Spiegel, ein Foto einer Person oder einen Zeichenpartner
  • Buntstifte, Filzstifte oder Wasserfarben

So geht’s:

1. Los geht es mit der Kopfform. Die ist eher oval als rund. Male lieber eine Ei- oder Melonenform. Am besten drückst du nicht so fest mit dem Bleistift auf, dann lassen sich die gemalten Linien besser wegradieren. 

Fotos Porträt: A. Fuhrmann, LVR-LandesMuseum Bonn.

2. Dann kommt auch schon der Trick, den wir dir verraten: Teile den Kopf mittig mit einer Linie der Länge nach und einer Linie der Breite nach. Es entsteht ein Kreuz, das sich mittig befindet. Diese Hilfslinien helfen dir dabei, dass Augen, Nase und Mund an die richtige Stelle kommen. Anschließend die untere Gesichtshälfte noch einmal mit einer Hilfslinie halbieren. Das ist die Linie für die Nasenspitze. Und schließlich den unteren Bereich vom Kinn mit einer weiteren Hilfslinie halbieren. Auf diese Linie wird der Mund gemalt. Die Hilfslinien radierst du dann einfach weg, bevor du dein Porträt mit Farben ausmalst.

Fotos Porträt: A. Fuhrmann, LVR-LandesMuseum Bonn.

3. Bevor du Augen, Augenbrauen, Nase und Mund malst, schaue sie dir genau an. Welche Form haben sie? Sind sie ehr rund oder oval, groß oder klein, voll oder schmal, spitz oder flach? Nimm dir ruhig ein Schmierblatt an die Seite und probiere verschiedene Formen aus, bevor du das Porträt weitermalst. Noch ein Tipp: Der Abstand zwischen den Augen ist bei den meisten Menschen etwa eine Augenlänge groß.

Fotos Porträt: A. Fuhrmann, LVR-LandesMuseum Bonn.

4. Zum Schluss kommen die Haare. Die wachsen von einem Haarwirbel oder einem Scheitel nach unten. Setze den Punkt oder die Linie 2-3 Finger über der obersten Linie an. Vom Haarwirbel oder Scheitel aus malst du nun die Haare Strich für Strich gerade, gewellt oder lockig am Gesicht entlang nach unten. Die Haare kannst du auch direkt farbig malen.

Fotos Porträt: A. Fuhrmann, LVR-LandesMuseum Bonn.

5. Nun bist du fast fertig mit deinem Porträt. Radiere alle Hilfslinien weg und male es aus. Die Farbe der Haut malst du am besten mit viel Wasser und wenig Farbe oder mit Buntstiften ohne festen Druck mit einem hellen Braun. Für die Farbe der Augen, Lippen und Haare kannst du auch verschiedene Farbtöne mischen.

Fotos Porträt: A. Fuhrmann, LVR-LandesMuseum Bonn.
Fotos Porträt: A. Fuhrmann, LVR-LandesMuseum Bonn.

Siehst du, mit unseren Tipps ist es doch wirklich nicht schwer.


Nach dem Ersten Weltkrieg fassten die Menschen in Deutschland neuen Lebensmut und wollten wieder fröhlich sein. Doch das war nicht für alle Menschen so einfach möglich. Viele trauerten um Familienmitglieder oder fürchteten um das Überleben ihrer Familie, weil sie keine Arbeit hatten.

Die Neue Sachlichkeit war eng verbunden mit dem Lebensgefühl in der Großstadt. Einem Leben, das von Hektik, schnellen Veränderungen, schlechten Arbeitsbedingungen und auch dem sichtbaren Gegensatz von Arm und Reich geprägt war. Auf der einen Seite gab es das neue, bunte, lebhafte Großstadtleben, für die die es sich leisten konnten.Und auf der anderen Seite ein schlechtes Gesundheitssystem, hungernde Kinder und alte Menschen und Arbeiter, die sehr schwer für einen kleinen Lohn arbeiteten.

Die Technik und die Wirtschaft entwickelten sich sehr schnell weiter und veränderten das Leben der Menschen. Viele fanden das toll und beeindruckend. Aber manchmal war es auch erschreckend oder ging den Menschen einfach zu schnell. Den Künstler*innen der Neuen Sachlichkeit war es wichtig, die Welt genau so zu zeigen, wie sie sie im Alltag erlebten. Sie wollten die reine Realität darstellen und nichts schöner oder anders machen.


Wenn du mehr über die Neue Sachlichkeit und die goldenen 20er wissen willst, dann schau mal hier:


Wir wünschen dir einen tollen Tag im 20. Jahrhundert!

Download

Den gesamten Tag im 20. Jahrhundert findet ihr auch hier als Ein Tag im Farbrausch

Das PDF in einfacher Sprache gibt es hier zum Download

2 Antworten auf „Ein Tag im Farbrausch [Museum für Zuhause]“

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