Das LVR-LandesMuseum Bonn präsentiert: Ein Tag im Mittelalter

Das Mittelalter war ganz schön lang: etwa 1000 Jahre vom 5. bis zum 15. Jahrhundert. Währenddessen veränderte sich für die Menschen sehr viel, zum Beispiel beim Handwerk und beim Essen.
Seit der Steinzeit stellen Menschen Dinge her, die sie für ihren Alltag brauchen. Das konnte zum Beispiel Geschirr sowie Besteck aus Keramik oder Holz sein. Das konnten Waffen sein, um Tiere jagen sowie zerlegen zu können. Das konnte Kleidung aus Leder, Leinen und Wolle sein, aber auch Brot, das aus gemahlenem Getreide zubereitet und in einem Ofen gebacken werden musste. Um diese Dinge herzustellen, nutzten die Menschen ihre Hände und nahmen verschiedenes Werkzeug zur Hilfe. Diese Beschreibung ist eine einfache Erklärung für Handwerk.
Hier sind einige Handwerksberufe, die es bereits im Mittelalter gab. Aber irgendwie sind sie durcheinander geraten. Kannst du sie richtig verbinden?

Auch du kannst testen, wie es ist, Dinge mit den eigenen Händen herzustellen. Es braucht etwas Zeit und Geschick. Hier haben wir eine Bastelanleitung für einen Lederbeutel, wie ein Gerber ihn bereits im Mittelalter hergestellt hat. So einen Lederbeuten trugen die Menschen im Mittelalter an ihrem Gürtel und bewahrten darin verschiedene Dinge auf: Geldmünzen, Edelsteine, Feuerstahl oder Würfel.
Bastel deinen eigenen Lederbeutel:
Du brauchst:
- Leder- oder Stoffreste
- Lederband, Wolle oder einen alten Schnürsenkel
- Schere
- Lochzange oder eine Nagelschere
- Filzstift
- kreisrunde Schablone (Teller)
- einen Bastelhelfer
Und so geht’s:
1. Zuerst zeichnest du auf der Innenseite des Leder- oder Stoffstücks einen Kreis auf. Du kannst einen Zirkel nutzen oder einen Teller als Schablone nutzen. Je größer der Kreis ist umso größer wird der Beutel.
2. Schneide den Kreis aus.
3. Nun malst du gleichmäßig Punkte am Rand entlang. Die Punkte sollten etwa einen fingerbreiten Abstand vom Rand und ebenfalls etwa einen fingerbreiten Abstand zueinander haben.
4. Mit einer Lochzange oder einer Nagelschere drückst du dort, wo die Punkte sind, Löcher in das Leder, bzw. den Stoff.
5. Jetzt ziehst du das Band abwechselnd von oben nach unten durch die Löcher. Wenn du das Band durch gefädelt hast, machst du in jedes Ende der Schnur einen Knoten. Jetzt kannst du den Beutel zusammenziehen. Wenn du die zwei Bänder verknotest, dann ist dein Beutel fest verschlossen.

Fertig ist dein mittelalterlicher Beutel!
Mit der Zeit veränderte sich das Leben der Menschen und damit entwickelte sich auch das Handwerk weiter. Es passte sich dem Leben der Menschen an und die Menschen verbesserten ihr Handwerk immer mehr. Diese Entwicklung wurde dadurch gefördert, dass im Mittelalter immer mehr Menschen zum Leben in die Städte zogen. Hier schlossen sich Handwerker zu Gruppen, den sogenannten Gilden oder Zünften, zusammen. Das brachte ihnen viele Vorteile und auch viel Sicherheit.
Was aber haben die Menschen im Mittelalter gegessen?
Das Klima wurde wärmer, die Dreifelderwirtschaft wurde erfunden und es gab neue Geräte. Dadurch konnten mehr verschiedene Pflanzen angebaut werden. Und es gab Kontakte mit dem Orient und gute Handelswege, daher konnte man auch exotische Nahrungsmittel bekommen. Trotzdem gab es immer wieder große Hungersnöte, viele Menschen hatten zum Beispiel Vitaminmangel.
Wenn du heute ein neues Rezept ausprobieren willst, dann googlest du ein Stichwort oder öffnest eine Koch-App. Rezepte aus der ganzen Welt und vergangenen Zeiten stehen dir mit wenigen Klicks zur Verfügung. Und das auch noch mit tollen Fotos vom Gericht. Und im Mittelalter? Das, was wir heute über Essen im Mittelalter und die Tischgewohnheiten der Menschen wissen, haben Wissenschaftler*innen aus schriftlichen Quellen wie Abgabenordnungen, Zollbüchern, Berichten von Krönungsfeiern herausgearbeitet. Sie durchforsteten Listen, Rechnungen und Urkunden. Sie haben Texte übersetzt, verglichen und ausgewertet. Leider sind diese Quellen häufig nicht vollständig. Außerdem beschreiben sie oft nur besondere Ereignisse und das Leben der reichen Menschen. Daher ist die Arbeit der Archäolog*innen sehr wichtig, denn sie können bei Ausgrabungen auch feststellen, wie ärmere Menschen gelebt haben. So ergänzen sie die schriftlichen Quellen.

Auch wenn es im Mittelalter viele verschiedene Nahrungsmittel gab, konnte nicht jeder alle Lebensmittel bekommen. Adelige, Mönche und Nonnen, einfache Leute, Stadt- und Landbevölkerung hatten alle verschiedene Lebensmittel. Entscheidend waren jedoch, was vor Ort angebaut wurde, und ob der Wohnort an den Handel angebunden war. Wo z.B. Klöster gegründet wurden, entstanden Gärten mit Pflanzen, die bereits die Römer als Gemüse kannten. Und es wurde auch Wein und Weizen angebaut. Wer reich war, hatte viele verschiedene Nahrungsmittel, wer nicht reich war, hatte wenige Nahrungsmittel zur Verfügung.
Das Grundnahrungsmittel des Mittelalters, ob für arme oder reiche Menschen, war der Getreidebrei. An Fleisch wurde bevorzugt Schwein und Huhn gegessen. Außerdem aß man viel Fisch. Zum Würzen verwendeten die Menschen im Mittelalter häufig Honig, Wein und Essig. So hatten viele Gerichte einen süß-säuerlichen Geschmack. Salz nutze man weniger zum Würzen, sondern mehr zum Haltbarmachen von Lebensmitteln. Das nennt man Pökeln. Außerdem erhielten Fleisch und Fisch durch Räuchern einen besonderen Geschmack. Pfeffer, Muskatnuss, Zimt und andere uns heute bekannte Gewürze wurden nur in kleinen Mengen benutz, da sie aus weit entfernten Ländern kamen und deshalb sehr teuer waren.
Ein Gericht, das wir heute gerne essen und das schon die Menschen im Mittelalter gegessen haben, ist „Arme Ritter“. Vielleicht kennst du es ja? Das Rezept für die gebackenen Armen Ritter, das wir für die Zubereitung nutzen, findet man bereits im ersten in deutscher Sprache geschrieben Kochbuch, dem Würzburger Kochbuch von 1350.
„Arme Ritter“
Du benötigst:
- Weißbrot in Scheiben (z.B. Toastbrot), 4 Stück
- 2 Eier
- 100 ml Milch
- Etwas Öl für die Pfanne
- Bild: Özi’s Comix Studio. 1 Prise Zimt; Zucker
- Einen Küchenhelfer
Und so geht’s:
1. Ei und Milch verrühren und das Brot von beiden Seiten darin einweichen lassen.
2. Die Brotscheibe anschließend in der Pfanne mit etwas Öl goldbraun braten.
3. Dann das goldbraun gebratene Brotscheibe auf einen Teller legen und nach Belieben mit Zimt, Zucker bestreuen oder mit Schokokreme oder Marmelade bestreichen.
Guten Appetit!
Bereits im Mittelalter galt… Vor dem Essen Hände waschen nicht vergessen!
Das ist ein Aquamanile. Es ist ein Gefäß, das zum Waschen der Hände vor den Mahlzeiten zum Einsatz kam. Zurzeit ist er in der Mitmachausstellung „Ritter und Burgen“ zu sehen. Unser Aquamanile ist aus Keramik und in Form eines Ritters, der auf einem Pferd sitzt, gearbeitet. Du kannst ihn dir wie einen Krug voll Wasser vorstellen.

Vor dem Essen und zwischen den Gängen wurden den Gästen eine flache Wasserschale und Leinentücher gegeben, damit sie sich die Hände waschen konnten. Das Wasser wurde dann aus dem Aquamanile über die Hände in die Schale gegossen. Wer sich die fettigen Finger an der Kleidung abwischte, hastig aß oder trank, zeigte kein gutes Benehmen.
Ihr wisst ja gerade jetzt, warum Händewaschen so wichtig ist und uns vor Bakterien, Viren und Krankheiten schützen kann. Noch besser als nur mit Wasser lassen sich Schmutz und Fett mit Seife lösen. Seife besteht aus Öl und Lauge. Sie wurde im frühen Mittelalter im Orient erfunden. Über die vielen Handelswege kann sie zu uns nach Europa. Durch den Austausch von Wissen haben auch die Menschen in Europa gelernt, Seife herzustellen. Seife kann man jedoch nicht nur zum Waschen benutzen, sondern auch sehr viel Spaß mit ihr haben. Hier haben wir eine Anleitung für dich, wie du Seifenblasen selbst machen kannst.
Mach deine eigenen Seifenblasen
Du brauchst:
- 750 Gramm Neutralseife (gibt es im Super- oder Drogeriemarkt)
- 500 Gramm Zucker
- 40 Gramm Tapetenkleister
- Wasser
- Draht (Blumendraht, Kleiderbügel aus Draht)
- Wolle oder einen schmalen Streifen Stoff
- Strohhalm
- Einen Bastel-Helfer
Und so geht’s:
1. Nimm einen großen Eimer und fülle einen Liter heißes Wasser hinein.
2. Gib die Seife, den Zucker und den Tapetenkleister dazu. Die Zutaten müssen sich im Wasser auflösen.
3. Dann rührst du noch drei bis sechs Liter lauwarmes Wasser hinein. Dabei darf sich kein Schaum bilden.
4. Die Seifenblasenflüssigkeit sollte mindestens eine Stunde ruhen.
5. Bau dir inzwischen einen Draht zum Durchpusten: Forme dazu ein Stück Draht zu einem gleichmäßigen Kreis. Du kannst eine Klopapierrolle oder eine Flasche zur Hilfe nehmen, indem du den Draht einfach rundherum formst. Lass noch ein längeres Stück Draht als Griff zum Festhalten abstehen. Für einen besseren Halt kannst du das längere Stück Draht in einen Strohhalm stecken und ihn mit Klebeband an oberen Kreis festkleben.
Tipp: Probiere andere Formen zum Durchpusten aus: ein Herz oder einen Stern. Verändert sich dadurch die Form der Seifenblasen?
6. Damit die Flüssigkeit besser am Draht hält, umwickelst du den Kreis mit Wolle oder einem schmalen Streifen Stoff. So entstehen prima Seifenblasen.
7. Bevor deine selbstgemachte Seifenblasenlösung zum Einsatz kommt, solltest du noch einmal kräftig umrühren.
Viel Spaß beim Pusten!
Spielst du gerne online?
Hier findest du ein spannendes Lernspiel zur mittelalterlichen Stadt: https://www.planet-schule.de/stadt-im-mittelalter/
Hast du Lust zu lesen?
Hier ist unser Buchtipp für dich: Der kleine Ritter Trenk, Kirsten Boie, Oetinger Verlag, 2006.
Rätselst du gerne?
Dann findest du hier noch ein schönes Suchsel zum Thema Essen im Mittelalter: Suchsel
Wir wünschen dir einen tollen Tag im Mittelalter!
Download
Den gesamten Tag im Mittelalter findet ihr auch hier als Ein Tag im Mittelalter – Teil II
Das PDF in einfacher Sprache gibt es hier zum Download.